Neuer Europameister Standard-Klasse: Robin Sittmann
Wir gratulieren Robin Sittmann ganz herzlich zu seinem Europameister in der Standardklasse und der deutschen Mannschaft unter Team Captain Enrique Levin zur Bronzemedaille im Team Cup. Teamkollege Simon Briel beendete seine kontinuierliche Aufholjagd auf einem guten Platz 6.
In der 15-Meter-Klasse konnte Wahlig sich am vorletzten Tag zwar auf Rang 2 der Gesamtwertung hinter dem späteren Europameister Lukasz Grabowski (PL) verbessern. Aber in einem spannenden Finale am letzten Tag musste er Pawel Wojciechowski (PL) und Karel Novak (CZ) doch noch den Vortritt lassen und teilt sich damit Platz 4 zusammen mit dem Litauer Marius Pluscauska. Teamkollege Marc Schick folgt auf Platz 9.
In der Clubklasse behauptete sich das deutsche Team im vorderen Mittelfeld: Markus Dawert Rang 17 und Uwe Melzer Rang 19 (40 Teilnehmer).
Den Teampokal konnte das Polnische Team für sich entscheiden, jedoch konnte das Deutsche Team den Dritten Rang für sich erringen.
… das war auf jeden Fall mal wieder das Motto der Wettbewerbsleitung. Die AAT-Aufgabe, die bei allen drei Klassen nur im Abflugpunkt und Zeit variierte, schickte die Piloten zunächst in einen Wendesektor mit 65 km Radius im Westen und dann in einen mit 35 km Radius im Osten. Insgesamt umfasste die Aufgabe eine Distanz zwischen 167 km und 544 km. Dabei sollte die Clubklasse 3:00 h fliegen, die Standard-Klasse 2:30 h und die 15-Meter-Klasse 2:45 h.
Leider hatte vor allem die Clubklasse das Problem, dass der letzte Sektor schlichtweg schon abgebaut hatte, als sie dort ankamen. So musste Uwe Melzer (UWE) seine Aufgabe frühzeitig bereits nach 2:30 h beenden, obwohl er bis dahin wirklich flott unterwegs war. Er hatte so wie viele andere auch die nördliche Route gewählt, die auch zunächst vielversprechender aussah. Nachdem allerdings alle Flugzeuge, die den zweiten Sektor weiter ausgeflogen haben, außengelandet sind, war ein Heimkommen unter der Zeit die beste Option. Marcus schaffte ein paar mehr Kilometer, was ihm den 15. Platz bescherte. Außerdem hat er drei Ränge in der Gesamtwertung aufgeholt (aktuell Platz 13). Allerdings sind in der Clubklasse lediglich vier Flugzeuge auf die drei Stunden Wertungszeit gekommen.
Die Standard-Klasse hatte eine kürzere Aufgabenzeit, die wirklich fast alle Piloten ausfliegen konnten. So konnte der Tagessieger Julien Duboc auch auf der nördlichen Route punkten, allerdings vor allem da die Aufgabenzeit gepasst hat. Simon und Robin haben im Gegensatz eine südlichere Route gewählt. Diese hat allerdings ebenfalls bombastisch funktioniert und sie landeten auf Platz zwei (Robin) und drei (Simon).
In der 15-Meter-Klasse hat Uwe Wahlig (3V) mit Abstand den schnellsten Flug hingelegt. An der zweiten Wende wurde er durch eine unterschiedliche Entscheidung von seinem Teamkollegen getrennt, und für Uwe schien die südlichere Route die bessere. Zwar haben am Horizont die Flugzeuge nur schwach gekurbelt, doch dahinter war ein kräftiger Schauer zu sehen, auf den er spekulierte. Er ist damit auf jeden Fall ein großes Risiko eingegangen: Statt den tragenden Linien, die er im ersten Teil des Fluges entlangfliegen konnte, muss er lange Strecken (40-50 km) abgleiten. Doch das Risiko hat sich ausgezahlt: Er findet die nötigen Aufwinde und schafft es an die Schauerlinie. Diese kann er regelrecht entlang surfen, sodass er die letzten 100 km keinen einzigen Kreis mehr drehen muss. Somit ist er ganze 7 km/h schneller als der Zweitplatzierte und hat fünf Ränge aufgeholt. Er ist lediglich knapp 100 Punkte hinter dem Erstplatzierten und befindet sich nun sogar auf dem Podium (3. Platz). Uwe war auf jeden Fall nicht der einzige, der die südlichere Route gewählt hat, allerdings auf jeden Fall der, der sie am besten gemeistert hat. Marc ist gemeinsam mit den anderen auf der nördlichen Route zurück gekommen. Leider ist er sieben Minuten vor der Zeit zurück, konnte aber auch Platz 17 erreichen und trotzdem einen Platz in der Gesamtwertung aufholen (9. Platz).
Einfach war der Tag auf jeden Fall nicht. Bei Team Captain Enrique waren nicht nur einmal die Schweißperlen zu sehen… Am Abend haben wir dann gemeinsam gegrillt.
Funksprüche:
„Der Himmel ist gefleckt wie eine Milka-Kuh“
Crew an Team Captain: „Was macht mein Pilot eigentlich so? Achso ja der landet gleich, du solltest dich beeilen!“
Crew an Team Captain: „Und was macht mein Pilot so?“ Spannende Sachen…“ „ Wie spannend!!?“ „Also er ist nicht tief, es ist nur wirklich spannend“
„Bei LS ist es ja immer so ne Frage ob das Flugzeug gerade oder schief gebaut ist…“ „Also bei der LS3 nicht, die sind alle schief, fliegen aber trotzdem alle gut“
„Uwe, dein T-Shirt ist ja falschrum!“ „Ja das ist mir im Grid heute Morgen auch aufgefallen. Da hab ich noch gesagt, wenn das heute gut läuft muss ich es jetzt jeden Tag falschrum anziehen. Aber zum Glück bin ich ja nicht abergläubisch“
„Die wichtige Frage ist doch: Müssen wir jetzt erst abspülen bevor wir unser Eis bekommen?“ „Ja.“ „Oooch Menno!“
Die Vorhersage ist erfreulich: Wolken! Nicht so erfreulich: In den Alpen toben schon die Gewitter… Glücklicherweise sind diese doch alle an uns vorbei gezogen, sodass die Piloten in Ruhe fliegen konnten.
So schreibt die Wettbewerbsleitung drei AAT Aufgaben aus, 3:00 h für die Clubklasse, 2:45 h für die 15-Meter-Klasse und 2:30 h für die Standard-Klasse. Ihr Interesse an vielen Rumkommern ist heute recht hoch, da der Internationale Abend geplant ist.
Insgesamt war heute für alle deutschen Piloten ein guter Tag: Uwe Wahlig steigt erfreut aus dem Ventus aus mit den Worten: „Das hat heute mal wieder richtig Spaß gemacht! 134er Schnitt. So schnell war ich noch nie“. Auch Marc Schick ist zufrieden: „Heute lief es einfach mal“.
In der Tageswertung reicht das für den 6. (Uwe) und 7. Platz (Marc). Der Däne Filip Bojanowski gewinnt den Tag mit einer sagenhaften Schnittgeschwindigkeit von 141,98 km/h!
Interessant war auf jeden Fall, dass die Wolken nach der Landung massiv zurück gebaut haben. Der Abflugzeitpunkt war auf jeden Fall sehr gut gewählt, so berichtet Uwe.
Marcus Dawert konnte in der Clubklasse mit seinem 12. Platz in der Tageswertung sogar einen Rang gut machen. Uwe konnte auf dem 14. Platz seinen Rang halten.
Robin hat mit seinem Discus 2a geschafft, den zweiten Tagesplatz zu erreichen und befindet sich nun in der Gesamtwertung auf dem dritten. Das ist das zweite Podium in Folge für ihn! Geschlagen wurde er heute nur von der Französin Aude Untersee, die ihren ersten Tagessieg in diesem Wettbewerb errungen hat. Auch Simon ist super geflogen und hat sich mit seiner Platzierung (5) zwei Ränge nach vorne gearbeitet.
Interessante Crew-Autos
Das zusätzliche Highlight des Tages war auf jeden Fall der internationale Abend. Alle Piloten des deutschen Teams haben Wein aus ihrer Heimatregion mitgebracht, Team Captain Enrique hat von seiner Mutter gekochten Kochkäse eingepackt und es wurden noch Nürnberger Bratwürstchen gegrillt. Auch die anderen Nationen haben ländertypische Köstlichkeiten mitgebracht: Die Schweizer hatten natürlich ihr Käsefondue mitgebracht, die Japaner haben ein Sushi-Buffet aufgebaut, „in Kroatien“ wurde eine ganze Schweinshaxe als Schinken aufgeschnitten und in Tschechien gab es allerlei Aufstriche. Aber auch für den Nachtisch war gesorgt: Die Franzosen haben ihr Crêpe-Eisen eingepackt und die Belgier das Waffeleisen. So manch ein Rückholer konnte sich auch durch die ganzen köstlichen Getränke probieren, die überall angeboten wurden. Diese haben den Abend dann noch „gemütlich“ mit etwas Musik und sogar gemeinsamen Tänzen ausklingen lassen, während die Piloten früh genug ins Bett gegangen sind. Schließlich ist der Leistungsschlaf von höchster Wichtigkeit 😉
Die Meteorologen sind sich recht einig: „Wolken wird es heute nicht viele geben, dafür aber auch keine sonderlich gute Thermik“, so die Vorhersage. Auf dem Aufgabenzettel steht eine Racing Task, 220 km für die 15-Meter-Klasse, 210km für die Standard-Klasse und 203 km für die Club-Klasse.
Im internen Teambriefing rät der Team Captain zur Vorsicht: „Alleine fliegen ist am heutigen Tag auf keinen Fall eine Taktik mit Erfolgsgarantie.“
Nachdem die Startbereitschaft insgesamt fünf mal verschoben wurde, beginnt der Start um 13:00 Uhr. Unterwegs erwartete die Piloten tatsächlich eine etwas höhere Basis als vorhergesagt.
Bestens gekleidet im Grid: Côte d’Azur Alex
In der 15-Meter-Klasse flog der Österreicher Paul Bernhard als erster ab, setzte sich allerdings nach 31 km auf den Acker. Uwe und Marc wählten einen mittleren Abflugzeitpunkt und konnten mit ca. 100 Punkten Rückstand auf den Tagessieger Brigliadori beide den 18. Platz belegen.
Die Clubklasse hatte ein paar mehr Schwierigkeiten: Bisheriger Mitfavorit Hugo Corbille und sein Teamkollege Nicolas Bernhard haben die Aufgabe nicht beenden können und sind nach 162 km außengelandet. Somit ist vor allem Corbille stark in der Gesamtwertung zurückgefallen, was nur schwer aufzuholen sein wird. Marcus Dawert und Uwe Melzer haben nach wie vor im Gegensatz zu den Wölbklasse-Flugzeugen nur einen geringeren Schnitt erzielen können, weshalb sie durch Platz 28 (Dawert) und 31 (Melzer) beide um zwei Ränge zurück gerutscht sind.
Die Standard-Klasse konnte hingegen einige Plätze aufholen: Durch einen nicht all zu frühen Abflug und gute taktische Entscheidungen konnte Simon Briel auf dem 5. Platz 2 Ränge aufholen (10. Rang). Robin Sittmann (6. Rang) belegte sogar den dritten Platz. Lediglich 3 Punkte und 0,3 km/h trennte die Beiden in der Tageswertung, das spricht für einen gelungenen Teamflug.
Am Ende haben es alle deutschen Piloten wieder nach Hause geschafft, was heute auf jeden Fall eine hohe Priorität war. In allen Klassen sind jeweils eine Hand voll Flugzeuge außengelandet, alle mit großem Punktverlust. Außerdem hat das Team seit Sonntag Abend tatkräftige Unterstützung: Tilo Holighaus hat beschlossen, für einige Tage vorbei zu kommen um seine Flugzeug (3V) zu besuchen.
Funksprüche:
1,5M integriert! Ach ne das war das Netto-Steigen…
Enrique, hast du noch eine kreative Idee, was wir machen könnten?
In der 15-Meter-Klasse ist um 14:24 Uhr der Abflug offen… und keiner wird hingehen.
Pilot: ich habe mich nur kurz nach vorne gelehnt und dann als ich mich zurück gelehnt habe war da wohl das Ventil vom Trinksack. Da wurde aus der Sitzwanne recht schnell eine Badewanne…
Wetter heute in der Kurzfassung: Hochdruckeinfluss, 0-2/8 Cu, zunehmend abtrockend, das heißt Blauthermik, Basis: 1900 m, kaum Wind, warm, sehr warm. Das hört sich nach einem schönen Tag am See/im Schwimmbad an – aber nur für die Rückholer, die Piloten dürfen fliegen.
Piloten dürfen fliegen….…Rückholer & Crew im Pool entspannen
Die drei Klassen schwärmen heute für ihre Racing Task in drei Himmelsrichtungen aus: Clubklasse: SO, 314 km, 4 Wendepunkte Standard-Klasse: NO, 325 km, 4 Wendepunkte 15-Meter-Klasse: W, 341 km – Polygon mit 6 Wendepunkten, dabei der letzte lange Schenkel mit dem Wind
Bei der Hitze und der Sonneneinstrahlung ist ausreichende Flüssigkeit für die Piloten und auch für die Bodenmannschaft sehr wichtig. Daneben stellt sich für die Standard- und 15-Meter-Klasse zusätzlich die Frage, wie viel Wasser sie in ihre Ballasttanks füllen sollen. Denn ein schweres Segelflugzeug (hohe Flächenbelastung) kann gut gleiten, braucht aber auch viel Energie (= gute Thermik), um nach oben zu kommen. Ohne Wasser steigt man in schwacher Thermik besser. Natürlich kann man während des Fluges, wenn die Thermik plötzlich schwächer als gedacht ist, das Wasser ablassen, aber was weg ist, ist weg. Eine Wiederbetankung während des Fluges ist den Jets vorbehalten…
Zu Rennbeginn halten sich noch vereinzelte Cumulanten, zeigen mögliches Steigen an. Alle Teams kommen gut weg. Die Piloten der Standard-Klasse sind anfangs gruppendynamisch unterwegs: Sie fliegen mit der Spitzengruppe ab und übernehmen auch Führungsleistung. Der Lohn der Arbeit: Robin Sittmann auf Tagesplatz 7 (Gesamtwertung: Rang 9) und Simon Briel Platz 11(Rang 12), wobei Robin mit einem Schnitt von 93,04 km/h noch nicht einmal 2 km/h langsamer war als der Drittplatzierte Lasse Edslev (94,02 km/h). Tagessieger Henry Inigo-Jones/UK erreichte 95,02 km/h. Ebenso erfreulich: Simon Briel hat sich seit dem zweiten Tag kontinuierlich in der Gesamttabelle weiter nach oben geschafft.
Bei der 15-Meter-Klasse entscheidet sich das Team im Gegensatz zum Vortag für einen mittleren Abflugzeitpunkt. Zunächst fliegen sie gemeinsam, mit vergleichsweise geringem Abstand. Aber dann, auf dem dritten Schenkel gen Westen kommt Marc Schick tiefer an dem von Uwe Wahlig kurz zuvor genutzten Bart, erwischt den Aufzug nicht mehr. Uwe, in komfortabler Höhe angekommen, gibt Gas und fliegt ab. „Das sieht aktuell gut aus, aber jetzt kommt er gleich in ein Gebiet mit reiner Blauthermik. Da weiß man nie so genau, wie das ausgeht…“, erläutert der Team Captain Enrique Levin. Wahligs Schnittgeschwindigkeit von 103,9 km/h reicht am Ende in einem dichten Feld für Platz 11, Marc Schick Platz 16. Die zwei Tagessieger: Henrique Navarro/Brasilien (außer Konkurrenz) und Stephan Grunder/Niederlande erreichen mit ihren Ventus 2a 109,3 km/h. Beide sind übrigens etwa 10 min nach den Deutschen abgeflogen.
Marcus Dawert und Uwe Melzer in der Clubklasse zeigen sich im Flug als eingespieltes Team. Zwar trennen sich sich ebenfalls auf dem dritten Schenkel, aber Marcus kann zügig wieder zu Uwe aufschließen, so dass es für einen gemeinsamen Endanflug reicht. Doch gegenüber den modernen Clubklasseflugzeugen und besonders den alten Wölbklasseflugzeugen wie LS3 bzw. ASW20 hat es heute wieder nicht ganz gereicht. In der Gesamtwertung sie liegen in der vorderen Hälfte (Dawert: Rang 15, Melzer: Rang 18).
Teamflug in der ClubklasseTeamschirm in der 15-Meter-Klasse
Am heutigen Sonntag gibt es im deutschen Lager ein Wechsel der Rückholer. Auch ich, Ulrike Pawel, verabschiede mich schweren Herzens aus Tábor, insbesondere von dem tollen deutschen Team und bedanke mich für die schöne Zeit.
Ab Montag wird dieser Blog von Franziska Pawel weitergeführt.
Funksprüche:
Einkaufsempfehlungen: „Nimm einfach was, wo Knoblauch drauf abgebildet ist. Den Rest, der da auf den Packungen steht, werden wir eh nicht mehr lernen zu lesen und zu verstehen…“
Pilot: „Und, wie schwer heute morgen?“ Rückholerin: „Das ist eine sehr indiskrete Frage an eine Frau…“ – „Ich meinte doch nur das Flugzeug nach dem Wiegen.“
„Good news: we have blue sky, but we left some Cu-clouds for you today“
Team Captain speaking: „Achtung, hier ist ein Sperrgebiet auf eurer Route. Fängt zwar erst in 3000 ft an, aber vermeidet bitte trotzdem das Unterfliegen, denn das hügelige Gelände kommt euch dort entgegen (bis 700 m = 2.300 ft).“ „Schneller Endanflug ist genehmigt, aber bitte nicht zu tief…“ „Irgendwie müsst ihr zu den Wendepunkten kommen. Ich versuche wie immer, euch wieder zu unterstützen.“
„Oha, da ist einer tief und macht einen auf ‚Simon‘.“ – Rückholer verschreckt: „Wer, was? Simon ist tief?“ – „Nein, die Konkurrenz“ – „Dann ist es okay.“
Französische Piloten……japanische Piloten…….deutscher PilotBunter Tupfer am HimmelAntennenwald auf dem CampingplatzRückholer mit Laufwerksschaden… Warten auf den Einsatz: die roten Bullen
Als der Meteorologe Dr. Jan Kretzschmar anfangs „interessantes Wetter für die kommenden Tage“ andeutete, hatte er nicht zu viel versprochen.
Heute ist die nächtliche Kaltfront mit der frischen, feuchten Luft nur am Boden (bzw. in boden-nahen Schichten) vorangekommen, in der Höhe dominiert noch die Warmluft, die sich wie ein Deckel auf die Kaltluft legt (Inversion). Das hat unangenehme Folgen für die Segelflieger: Es bilden sich zwar Cumulanten (3-5/8 Cu), aber die Gefahr der Ausbreitung und damit der Abschirmung ist sehr groß (Ac/As). Dazu hat der Wind aufgefrischt. „Die 15-Meter-Klassse kann ihren langen Schenkel mit Rückenwind gestalten und kann anschließend direkt in den Endanflug übergehen. Die beiden anderen Klassen müssen sich mit einer deutlich größeren Gegenwindkomponente aus Südosten nach Hause zurückkämpfen. Aber gegen Abend wird es von Westen besser mit den Ausbreitungen,“ so der Meteorologe hoffnungsvoll.
Die Aufgaben (Racing Task) liegen für alle drei Klassen bei etwas 340 km, wobei die 15-Meter-Klasse heute weiter in den Westen geschickt wird. Neben dem Wetter werden heute die Lufträume eine Herausforderung sein, die es zu umfliegen gilt („It’s an Aerspace Challenge…“).
FamilienbesuchFrüh übt sich…
Die Startbereitschaft ist wieder früh, da heißt es zügig die Vorbereitungen abschließen. Heute geht es auffällig bunter zu im Grid, mehr Menschen als sonst bewegen sich zwischen den Flugzeugen. Offensichtlich nutzen einige Freunde und Angehörige dieses Wochenende für einen Besuch ihrer Piloten oder aber es gibt einen überschneidenden Wechsel bei den persönlichen Helfern. Auch das deutsche Team hat heute temporäre Verstärkung bekommen. Ein Vertreter eines Navigationssystems schaut nach den Piloten, um vielleicht noch letzte Tipps geben zu können (beim hier gängigen PEV-Verfahren, teils wie heute mit Pre-Start-Altitude, gab es bei manchen Teilnehmern Probleme).
Das Rennen
Das Team Clubklasse ist zunächst gut auf Kurs, fliegt auf Sicherheit. Markant: Auch der bis zur gestrigen Außenlandung führende Franzose Hugo Corbille (LS7neo) tritt heute scheinbar etwas auf die Bremse: Er ist „nur“ 5 km/h schneller als die Deutschen und nicht wie zuvor 10km/h. Dafür sind andere schneller. Marc und Uwe schaffen es nach Hause, landen schließlich im hinteren Bereich der heutigen Tabelle. Das hat zwar auch Plätze in der Gesamtwertung gekostet, sie liegen jetzt aber immer noch im ersten Drittel (Marcus Dawert: Rang 11, Uwe Melzer: Rang 15). Da geht noch etwas. Die Spitzengruppe (Jacek Flis/Pl, Hugo Corbille/F, Tomas Suchanek/Cz) scheint sich hier langsam abzusetzen.
Außer Konkurrenz in der Clubklasse: Spatz – handzahm
Team Standard-Klasse hat sich gut bis zur letzten Wende dank flotter Schnittgeschwindigkeiten bis an die Spitzengruppe vorgekämpft. Aber das jetzt vor ihnen liegende Gebiet scheint nur schwache Steigwerte zu bieten. Dazu kommt der nicht zu unterschätzende Gegenwind. „Nach der letzten Wende, beim Endanflug, ging der Ofen aus. Unter der Abschirmung ging fast nichts mehr. Ein letzter guter Bart hat gefehlt“, bemerkt Robin nach der Landung. Eine Gruppe ist einfach wieder zurück in das gute Wetter geflogen. Ein großer Umweg, der sich heute jedoch offensichtlich gelohnt hat. „Eigentlich schade, dass das Ergebnis in der Tabelle lediglich den letzten Abschnitt widerspiegelt, aber die guten fliegerischen Leistungen zuvor keine Rolle mehr spielen. Aber das gehört dazu,“ kommentiert ein Rückholer. Unsere Standard-Klasse findet sich heute im Mittelfeld (Platz 16) wieder, womit Simon in der Gesamtwertung wieder einen Platz gut machen konnte. Robin ist zwar etwas nach unten gerutscht, aber aktuell sind die Punkteabstände eng, ein Platz auf dem Treppchen ist 146 Punkte entfernt und der Wettbewerb geht noch eine knappe Woche. Der Rumäne Norbert Scarlat dagegen verteidigt seit Beginn seine Führung souverän.
Marc und Uwe in der 15-Meter-Klasse sind heute mit Abstand als Allerletzte auf die Rennstrecke gegangen. Ob sich diese Taktik bewähren wird? Wahlig berichtet: „Leider nicht so ganz. Das gute Wetter wurde nicht, wie gedacht, noch besser und die beiden Litauer waren heute einfach zu schnell.“ Das deutsche Team holt die Spitzengruppe (max. Schnittgeschwindigkeit: 134 km/h) trotz hurtigem Endanflug nicht mehr ein und liegt mit ihren 118 km/h ebenfalls im Mittelfeld. „Trotzdem war es ein schöner Flug: Super lange geradeaus geflogen, gutes Wetter und flotte Schnittgeschwindigkeit,“ findet Wahlig versöhnliche Worte zum Abschluss.
Funksprüche
Meteorologe: „Die gute Nachricht: Im Gegensatz zu gestern haben wie alle Cirren ausgeschaltet und Cumulus-Wolken übergelassen. Die weniger gute: Dafür gibt es heute Ausbreitungen.“
Meteorologe vor der Wetterkarte: „We are still in the same position: Here, in Tábor, here we are.“
Pilot: „Schade, dass es ausgerechnet hier gerade schattig ist…“
„Wie geht es da bei Euch?“ – „Ganz gut.“ – „Okay, dann steige ich über Euch ein.“
„Was für ein Mist heute. Am liebsten wäre ich heute mit dem Fallschirm rausgesprungen…“
„Nach meinem Flug habe ich aber viele Nachrichten: ‚Willkommen in Österreich. Hier haben sie die besten Tarife….‘, ‚Welcome in Czechia…‘,…“
Der Tag startet für die 15-Meter-Klasse-Piloten mit einem Schreck zur frühen Morgenstunde: Der Kaffee ist leer und die Milch auch! Also geht es ohne einen ersten Muntermacher zum Tanken und Griden. Hilfe kommt von den Clubklassekollegen, die auf ihrem Weg zum Flugplatz alle fehlenden Zutaten für das Frühstück mitbringen. Der Tag ist gerettet.
Briefing
Das Wetter: Nach der gestrigen Kaltfront Annäherung einer Warmfront von Westen. Das heißt ganztägig Cirren, die sich im Tagesverlauf verdichten und am späten Nachmittag als „Bartabschneider“ für das Thermikende sorgen werden. Vorher gibt es in der noch vorhandenen kühleren Luft 2-4/8 Cumuli, Basis wieder bei ca. 2.000 m, kaum Wind. Meteorologe Dr. Jan Kretzschmar entdeckt in den Wettermodellen eine Konvergenzlinie, genau entlang der Kurslinie der beiden Klasse östlich des Bayrischen Waldes über Budweis: „Wenn sie wirklich so kommt wie angekündigt, dann sind Schnitte mit 104-110 km/h drin. Aber Achtung: Sie geht mitten durch das Sperrgebiet“.
Heute gibt es erstmalig für jede Klasse zwei Racing-Tasks, eine größere und eine kleinere Variante. Die Aufgaben der Standard- und der 15-Meter-Klasse sind am Ende jeweils die verkürzten Varianten: ein Viereck (je 335km), wobei ein langer Schenkel entlang des Bayrischen Waldes (natürlich über den tschechischen Teil) geht. Die ambitionierten 390 km der Clubklasse gehen zunächst gen Westen, bevor der lange Schenkel (170km) gen Osten und wieder zurück nach Tabor geht.
Die Organisatoren sind optimistisch: erste Startbereitschaft um 11:00 h lokal. Ob bis dahin der Nebel weg sein wird? Ja, aber leider ist die Thermik noch nicht ganz da. Die Wolken sind eher noch „Wassersäcke“ ohne ausreichend starke Thermik. Die Clubklasse startet schließlich um 12:00 h, wie immer als erstes.
Kurzes, konzentriertes BriefingWährend der Ventus 2 im Grip noch etwas optimiert wird….….wird der Ventus 3T interessiert inspiziertWachhund oder Polierwolle? Auf jeden Fall süß.Kurzer Motorcheck am Boden
Das Rennen
Wieder ist die erste entscheidende Frage, wann der beste Abflugzeitpunkt nach Eröffnung der Startlinie sein wird: Zu früh, dann nutzt die Konkurrenz einen selbst als „Spürhund“ bzw. Thermikbojen und zieht anschließend vorbei. Oder später, mit der Gefahr, von der Abschirmung eingeholt zu werden. Die Clubklasse-Piloten entscheiden sich daher unisono für einen frühen Abflug. Mit vorne dabei: Uwe und Marcus. In der danach gestarteten Standardklasse ist das Taktieren schon ausgeprägter. Simon und Robin zögern mit ihrem Abflug und starten mit den Letzten ihrer Klasse.
„Heute sind die anderen Klassen sowieso vor uns. Das sind genügend Thermikwegweiser, lass uns eher früher starten, um in dem guten Wetter zu bleiben,“ so die beiden Piloten der 15-Meter-Klasse.
Die angekündigte Konvergenzlinie entwickelt sich dann doch nicht so wie gewünscht. Aber die ersten Schenkel laufen in den verschiedenen Klassen relativ gut. Obwohl die einsickernde Warmluft gnadenlos ist, wenn man an falscher Stelle zu tief kommt. Das Ausgraben kostet Energie (und Nerven der Rückholer), gelingt aber!
Dann ist die Abschirmung doch schneller als die Piloten und der vorletzte Schenkel (gen Osten) erweist sich als echte Herausforderung: Jedes Steigen, und seien es nur 0,2 m/s wird mitgenommen. Hänger fahren los, um die ersten Unglücksraben von den einzelnen Äckern wieder einzusammeln.
Die Kommandozentrale: Wetterradar, Webcams, Live-Übertragung, Aufgaben in Druckversion, Funk
Angespannt verfolgt der Team Captain seine Piloten, informiert über eventuelle Alternativen, Entwicklungen: „3V, aktuell ist niemand in deiner Nähe, der steigt. MX, vor dir auf Kurslinie einer mit 0,5 m.“ Die Devise aktuell: Oben bleiben! Eine Außenlandung verursacht im Allgemeinen einen so hohen Punkterückstand gegenüber den anderen, dass alle Chancen auf einen der vorderen Plätze passé ist. Können jedoch zu wenige Piloten die Aufgabe bewältigen, gibt es nur wenige Punkte für den Sieg und den entsprechend Nachplatzierten, dann hat man am Ende nicht viel gewonnen.
Die Clubklasse ist knapp 2.000 m MSL/1500m GN hoch, gut 40 km, reicht das unter diesen Umständen? Im Lager werden die Rückholen vorbereitet. Dann die erste Meldung: Robin (Standard) sitzt auf dem Feld, Marc (15 m) hat einen Flugplatz erwischt. Kurz darauf meldet auch Simon (Standard) eine erfolgreiche Außenlandung. „Ich bin noch zu den Flusen geflogen, aber die haben sich aufgelöst. Kurz darauf musste ich den Motor starten. Die zwei anderen warteten ab und stiegen dann hinter mir die entscheidenden Meter höher“, berichtet etwas enttäuscht Uwe Wahlig (15m). Aber nicht nur die Deutschen liegen draußen, eine lange Hängerkarawane macht sich auf den Weg.
Währenddessen gleiten unsere Helden des Tages, die Clubklassepiloten Marcus (der schon morgens mit den prophetischen Worten: „Heute ist DG300-Tag“ startete) und Uwe Melzer („…mit viel Geduld und Demut…“), ganz vorsichtig Stück für Stück nach Hause.
Endanflug: Der Wald ist lang, das Gelände hoch…Leicht wie ein Ballon, das hätten sich die Piloten der fehlenden Hänger auch gewünscht…
Die Ergebnisse
Marcus Dawert holt sich damit den Tagessieg, zusammen mit Mikolaj Zdun (Polen, LS3WL). Uwe Melzer freut sich über den dritten Platz. Beide katapultiert dieses Ergebnis in der Gesamtwertung weiter nach vorne: Marcus auf Rang 7, Uwe Melzer jetzt Rang 12. Insgesamt haben es nur vier Piloten nach Hause geschafft.
In der Standard-Klasse kommt nur Maros Divok (Slovakei) ohne Beanstandung nach Hause. Zwei weitere waren im Zielkreis zu niedrig. Simon hat hart gekämpft, schaffte aber leider die letzten Meter nicht mehr. Trotzdem ist Platz 4 eine tolle Leistung und redlich verdient, was ihn ingesamt drei Plätze weiter nach vorne schiebt. Robin landet heute auf Platz 10.
In der 15-Meter-Klasse ist Uwe Wahlig der beste Deutsche auf Rang 9, Marc auf Platz 13. Auch hier schafften es insgesamt nur drei ungescholten nach Hause, zwei weitere mit Strafpunkten wegen zu niedriger Höhe im Endteil.
Tagessieger Marcus Dawert: „Heute ist DG-300-Tag!“ Aber auf zwei punktgleiche Sieger waren die Organisatoren nicht ganz vorbereitet...
Die deutschen Rückholer haben erfreulich kurze Fahrten. So können alle den heutigen tschechischen Abend gemeinsam genießen: eine kleine, aber feine Flugshow, saftiger Prager Grillschinken, deftiges Gulasch, Süßes zum Nachtisch und das berühmte tschechische Bier, hier auch in der alkoholfreien Variante. Denn morgen gibt es wieder einen fliegbaren Wertungstag…
Funksprüche
„Wir haben heute morgen erst den Flugplatz und dann das richtige Flugzeug im Nebel gesucht….“
„Der Nebel kumuliert sich schon zu Cu’s“
„Der Engländer hatte am Mittwoch lediglich 440 kg Abflugmasse mit seinem Ventus, weniger als wir.“ – „Da war er bestimmt langsamer. Masse läuft.“ – „Äh, nein, eindeutig schneller.“ – „Mist, das widerspricht meiner These.“ „Er ist im besseren Wetter geflogen…“ – „Aha!“ – „…und will das nächste Mal mehr tanken.“ – „Sag ich doch!“
„Zählst du die Probellerblätter, ob noch alle da sind?“ – „Nein, ich nutze die Zeit für eine kurze Motorsichtkontrolle…“
Clubklasse-Pilot: „Na toll, wir haben zwar die kleinere Aufgabe, aber über doofem Gebiet. Dann krebsen wir wieder in der Gülle herum…“ Anmerkung: Am Ende hatte die Clubklasse die größte Aufgabe.
Team Captain: „Die 15-Meter-Klasse ist die grüne Strecke.“ Pilot 1: „Grün ist die Farbe der Hoffnung…“ Pilot 2: „Oder des Grinchs…“
„Ich weiß jetzt, warum der Franzose so erfolgreich auf Platz 1 ist: Die haben immer ausreichend Polierwolle dabei, die kommt auf Zuruf und hat einem integrierten feuchten Lappen immer dabei…“
„Was ist gerade mit meinem Piloten los?“– Team Captain: „Keine Sorge, der steigt noch. Oh, jetzt nicht mehr. Hm, da ist ein Berg, über den springt/fliegt er drüber, aber dann kommt ein Tal, da hat er wieder viel mehr Luft unter den Flügeln und findet bestimmt was, …ganz bestimmt, …hoffe ich. Ups, soviel mehr ist es doch nicht mehr… Arg! Was macht er denn?… Da, er steigt… super, er ist Gott. Na, das war doch problemlos.“
„Unsere Clubis werden zwar gerade überholt, sind aber in einer guten Ausgangslage, um nach Hause zu kommen…“
„Da kannst du ohne Fingerknabbern durchgleiten…“
„Sind die von der Standardklasse vor mir schon zuhause?“ – „Negativ, alle auf dem Acker.“
Fotos: Uwe Melzer (Luftaufnahmen), Ulrike Pawel, Bettina Walter
Noch am Vorabend waren plötzlich laute Jubelrufe über dem gesamten Campingbereich zu hören: Die Wettbewerbsleitung hatte den heutigen Ruhetag frühzeitig bekanntgeben. Grund könnten die genau für die Mittagszeit zwischen 13:00-16:00 Uhr prognostizierten (und dann auch pünktlich in Erscheinung getretene) Regenfront mit eingelagerten Gewittern gewesen sein.
Die Crews wissen nach den Anstrengungen der letzten Tage zu schätzen, dass sie heute keine unnötige „Aufrüstübung“ machen müssen…
Das Team nutzt den Tag unterschiedlich: Sightseeing, Besorgungen im Baumarkt, Wohnwagen staubsaugen, Kräfte sammeln. Nur das beliebte „Bisschen am Flieger basteln“ fällt dem gemütlichen Frühstück und späteren Regen zum Opfer. Alternativ besteht die Möglichkeit, mit einem der drei „Blech-Nickels“ (Blanik L13 sowie L23) inklusive Fluglehrer mitzufliegen. Vor und nach dem Hauptregen gehen diverse Starts raus.
Überhaupt ist der fliegerische Bereich hier wohl organisiert: Dank zwei gut zugänglicher Wassertankstellen mit mehreren dicken Schläuchen und einem wirklich kräftigen Wasserdruck gibt es beim Tanken kaum Gedränge. Das morgendliche Wiegen der Flugzeuge geht bei drei mobilen Waagen im „Drive-through“-Verfahren direkt auf dem Weg ins Grid zügig. Die Aufstellung wird morgens pünktlich per WhatsApp bekanntgeben und ist gut markiert, notfalls sind Helfer da.
Die Helfer sind alle freundlich und helfen gerne weiter. Sie ziehen das Schleppseil flott vor das Flugzeug, nur Einklinken und Mitlaufen muss die Crews noch selbst erledigen.
Sehr erfreulich: Bisher haben die meteorologischen Einschätzungen der Organisatoren immer relativ gut getroffen, sowohl was die Aufgaben als auch die (frühzeitige!) Neutralisierung betraf. Selbst als am Vortag ein heftiger Regenschauer zur Landezeit Anlauf Richtung Flugplatz nahm, kam sofort eine kurze Warnung über die WhatsApp-gruppe: „Close your trailer, pack your covers.“ Man fühlt sich gut betreut. Allerdings: Wer die klaren Regeln nicht befolgt, werde auch gleich zur Rechenschaft gezogen und im schlimmsten Falle mit Strafpunkten belegt, so die Ankündigung der Organisatoren. Bisher gab es bei uns dazu noch keinerlei Anlass.
Zum Landen ist ausreichend Platz vorhanden, Wellen und Schlaglöcher leider auch. Aber wenn dann das Fahrwerk kapituliert und einklappt (wie gestern bei Viktor Becan/CR geschehen), kann man wenigstens noch drumherum landen – vorausgesetzt, die Rückholmannschaften sind auf Zack.
Das südböhmische Tábor selbst, Stadt der Hussitenreformation, hat eine hübsche, mittelalterliche Altstadt und reichlich Geschichte zu bieten. Aktuell hat sie etwa 35.000 Einwohner, liegt 437 m hoch auf einem zerklüfteten Felsvorsprung, eingebettet in einer reizvollen Landschaft, umgeben von Fluss und Seen. Wie die „Betriebssportgruppe Rad“ der Nationalmannschaft mitteilt, ist der Weg vom Flugplatz in die Altstadt mit dem Fahrrad ca. 4 km lang, reizvoll und folgt der Geländestruktur – runter zum Fluss und rauf auf den zerklüfteten Felsen… Gastronomisch bleiben kaum Wünsche offen. Die böhmische Küche gilt als deftig und schmackhaft, was das Team bestätigen kann. Die Essenspreise hier sind im Vergleich zu Deutschland eher günstig.
Tábor von oben – Husitten-Museum, Marktplatz und Stadtkirche von unten
Heute Abend dagegen wird im deutschen Lager gemeinsam gegrillt. Zeit zum Vorbereiten ist ausreichend vorhanden.
Nachtrag Platzierungen: Fast unbemerkt von den Akteuren hat sich Deutschland in der Nationenwertung Rang 2 erobert.
Funksprüche:
Rückholer: „War für euch Piloten gestern bestimmt auch ganz schön anstrengend“ – „Naja, es ging. Wir haben eine eher sitzende Tätigkeit…“
„Oh es ist ja schon fast Mittag, Zeit für mein Mittagsschläfchen, sonst verpasse ich das noch…“
Fachpersonal am GrillDer Regen war schnellerDurchorganisierte Spülstraße
Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn das Wetter hat wieder einige Herausforderungen: Unter abschwächenden Hochdruckeinfluss drückt von Westen eine Kaltfront mit zunehmender Labilisierung herein. Der Vorteil der Labilisierung: Es bilden sich Cumulanten, der Nachteil: Das können schnell große Cumulanten werden: Entweder die harmlosere Variante Ausbreitung (= schwache bis keine Thermik) oder die unangenehme krachende Cumulus nimbus (Gewitter). Um Tabor und im Osten (2. Wendesektor) soll es aber zunächst mit Blauthermik losgehen. Basis ca. 2000 m, Thermik 1,5-2 m/s, ähnlich wie gestern. Jedoch ist am Nachmittag mit abschirmenden Cirren, die Vorboten der Front, zu rechnen. Die Aufgaben daher heute wieder in der variablen Variante (AAT) für alle drei Klassen fast gleich, wobei wieder der erste westliche Wendesektor sehr großzügig bemessen ist „…dort, wo die schönsten Wolken und beste Thermik sein wird, zumindest nach unserem Plan“, wie Jan Horak, der Meteorologe so nett formulierte. So sollen in mindestens 3:00 Stunden Strecken zwischen 120 bis max. 460 km möglich sein. Die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit zählt.
Da stellt sich die Frage, ob man bis in den Bayrischen Wald fliegt, mit der Gefahr, das die Thermik im Vorland alles absaugt, oder man eher gen Norden fliegt, wie weit man den 2. Sektor ausfliegt, ohne von der Abschirmung überrascht zu werden. Der Teammeteorologe gibt auch dieses Mal wertvolle Tipps.
Morgendliche meteorologische online-Beratung mit Dr. Jan Kretzschmar
„Beim Start lagen noch einige Cirrenfelder im Westen, aber die haben sich zunehmend aufgelöst. Die Blauthermik bleibt zunächst erhalten“, kommentiert der Team Captain das Wetter. Netterweise lassen sich auf der Strecke doch schon bald die ersten Wölkchen blicken. Während in der Clubklasse das Rennen schon eröffnet ist, werden die zwei anderen Klassen noch eifrig in die Luft gebracht. Die deutschen Standard-Klasse-Piloten stehen heute in der letzten Reihe und können „die Plastikwolken im Blauen“ in aller Ruhe beobachten.
„Plastikwolke“ vor dem Abflug von unten……und von oben, rechts oben der Flugplatz
Die unterschiedlichen Teams fliegen verschiedene Strecken, so dass sich das gesamte Teilnehmerfeld fast über den gesamten ersten Wendesektor verteilt, dabei hat dieser immerhin einen Durchmesser von rund 100 km. Enrique versorgt die Piloten mit aktuellen Wetterhinweisen oder auch, was die Konkurrenz gerade in dem vorliegenden Gebiet macht.
Die Stimmen aus dem Äther klingen erfreulich unaufgeregt. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Obwohl es durchaus unangenehm sein kann, wenn das LX kurz vor dem Überfliegen der Startlinien mal aussteigt. Gut, wenn der Teamkollege weiterhelfen kann und man sicherheitshalber noch eine Navi-Alternative an Bord hat. Ärgerlicher war es für einen britischen Piloten, dem ein fehlerhaftes PEV-Abflugverfahren und entsprechenden Strafpunkten bei den engen Abständen einen Platz auf dem Tagessieger-Treppchen gekostet hat…
Mit dem Wingman auf StreckeDie Verfolger im Nacken…Abwechslungsreiche Landschaft
Plötzlich grummelt es deutlich: Westlich des Flugplatzes, etwas hinter Tabor lassen dicke Schauer erahnen, wie labil die Luft dort geworden ist. Rechtzeitig landen kurz hintereinander die Teamkollegen der Club-, Standard- und der 15-Meter-Klasse. Es fallen Gott sei Dank nur wenige Tropfen. Stressfrei können die Flugzeuge abgerüstet bzw. mit den Bezügen eingepackt werden. Die eigentlichen Gewitter bleiben direkt am Platz aus, wir sehen nur nächtliches Wetterleuchten. Die Aufgaben für die Teams haben heute tatsächlich genau mit dem Wetter gepasst, so wie es der Meteorologe vorhergesagt hatte.
Landezeit: Regenschauer im Westen, im Osten, der Zielkreis und der Anflug noch in der Sonne…
Am Ende konnte das deutsche Team durch die Bank Boden gutmachen und sich ein bis vier Plätze nach vorne schieben. Die Richtung stimmt.
Die heutigen Ergebnisse im Detail (in Klammern die Gesamtwertung):
Clubklasse (40 Teilnehmer): Marcus Dawert: Platz 13 (12) Uwe Melzer: Platz 16 (14)
Standard-Klasse (33 Teilnehmer): Simon Briel: Platz 13 (17) Robin Sittmann: Platz 12 (7)
15 m-Klasse (25 Teilnehmer) Marc Schick: Platz 8 (11) Uwe Wahlig: Platz 9 (6)
Frühstück: „So ein gesundes Frühstück?“ – „Mein Körper ist ein Tempel.“ – „Ein ziemlich verstaubter, kaputter Tempel…“
Rückholer: „Willst du erst Kaffeetrinken oder direkt los?“ – Pilot: „Ja.“
„AAT-Aufgabe scheint hier ‚Fly anywhere‘ zu bedeuten“ – „Ja, aber du muss dann schon die Reihenfolge einhalten: Erst west, dann ost… “
„Gestern mit den 38 anderen Fliegern in einem Bart, da war ich kurz mal nicht relaxed.“ „Ja, ging mir genauso, ich habe sicherheitshalber auch nach meinen roten Knöpfen geschaut.“
„Yesterday there were some problems with the PEV procedure and LX again: Which is the right button. Please, you need to read your manual.“
„Wir müssen aufpassen, dass mein Pilot nicht in Pilsen plötzlich anhält…“
Pilot 1: „Warum kreist du da?“ Pilot 2: „Weil’s hier schön ist.“
„Mein Flugzeug gleitet besser als die Polare…“
„Den Polen heute ein Stück hinterher zu fliegen, war keine gute Idee. Das bessere Wetter war nördlicher. Aber der Praxisvergleich mit der Diana (Flugzeug) war interessant…“
„Die Diana ist kompromisslos zum Fliegen optimiert, außenlanden möchtest du bei dem filigranen Rumpf aber nicht.“
MorgenstimmungTeambesprechung im GridDaumen hochEntspannter Rückholer
Der Vorteil, wenn man im Zelt übernachtet, ist, dass man die Witterungsbedingungen unmittelbar spürt. Ich bemerkte die Kaltluft während der Nacht sofort und nach dem Verlassen des Zeltes, von der Morgensonne geblendet, auch das taunasse Gras. Das scheint jetzt das versprochene schöne Wetter zu sein.
Und richtig, das Wetterbriefing bestätigt den Verdacht: Kaltluft unter Hochdruckeinfluss, gute Steigwerte, im Westen eher 1-2/8 Cu, Basis bis ca. 2100 m (MSL), gegen Abend wärmere Luft von Südwest einsickernd. Die Racing-Task heute geht für die Clubklasse zunächst nach Westen Richtung Pilsen und dann gen Osten drei weitere Wendepunkt: 370 km. Die beiden anderen Klassen starten zu einem wilden Zickzack gen Osten, Standard über 390 km und die 15-Meter-Klasse über 405 km.
Wetterbriefing mit Meterologe Jan Horak: Stets informativ und unterhaltsam
Es geht zügig los. Gut, dass das Flugzeug schon fertig betankt im Grid steht. Übrigens behält man seine Reihennummer fest bei und muss morgens nur schauen, wo diese Reihe im Grid beschildert ist, sehr praktisch. Geschleppt wird mit der gelben Ĉmelák, zwei Zlins (Z-226 MS, Z-526 ASFV), einer Maule, zwei Robins und zwei Dynamics WT 09 (Turbo).
Vergleich Schleppmaschine: Robin – Ĉmelák
Im Lager ist es entspannt: Die Wahrscheinlichkeit für Wiederlandungen ist gering, die für Außenlandungen hoffentlich auch. Die Wetterprognosen passen heute, ein eher homogenes Wetter, Steigwerte so um die 2 Meter. Das sollte passen. Endlich Gelegenheit, den Pool auszuprobieren. Außerdem gibt es ein Motor-Kunstflugprogramm zu bestaunen: Drei Red-Bull-Extras sind hier stationiert. Fast stellt sich so etwas wie Urlaubsfeeling ein – bis alle Flieger gefühlt fast zeitgleich wieder am Platz einfallen. Für Zuschauer ein fantastisches Bild, wenn zehn Segelflugzeuge kurz hinter- und nebeneinander landen. Schade, dass die Kamera im Lager geblieben ist. Für den Rückholer etwas Stress, zügig seinen Piloten in dem Gewimmel auf der Bahn wiederzufinden…
Redbull verleiht Flüüüügel…
Bei den Piloten ist die Begeisterung heute nicht ganz so ausgeprägt. Denn auf diesem Wettbewerb wird naturgemäß auf sehr hohem Niveau geflogen, da machen sich scheinbar kleine Fehler tagsüber in der Abrechnung am Abend unter Umständen unangenehm bemerkbar. In einem ausführlichen Debriefing analysieren die Piloten mit dem Team Captain die Ereignisse des Tages.
Aber keiner ist außengelandet, auch wenn es in einem Fall zwischendurch knapp aussah, alles ist heil geblieben. Und Uwe Melzer kann sich freuen: Er hat seine Position in der Gesamtwertung um zwei Plätze nach vorne geschoben. Insgesamt liegen die Wertungen jedoch eng beisammen und der Wettbewerb hat gerade erst begonnen.
Die heutigen Ergebnisse im Detail (in Klammern die Gesamtwertung): Clubklasse (40 Teilnehmer): Marcus Dawert: Platz 24 (13) Uwe Melzer: Platz 24 (16)
Standard-Klasse (33 Teilnehmer): Simon Briel: Platz 30 (18) Robin Sittmann: Platz 20 (9)
15 m-Klasse (25 Teilnehmer) Marc Schick: Platz 19 (13) Uwe Wahlig: Platz 14 (11)
Funksprüche
„Enrique, da hat jemand ganz viele Wolken an den Himmel geschoben.“ – „Ich bin begeistert.“ „Pass auf, dass sie niemand wegpackt.“
offizielles Wetterbriefing: „We have switched off the altostratus from yesterday, we have switched off all clouds for today, including cumulus… “
Meteorologisches Teambriefing: „Die Damen bei der DM sind gestern bei diesem Wetter einen 115er Schnitt geflogen. Das erwarte ich heute von Euch auch.“
„Frische Kaltluft, da flieg‘ ich mit langer Hose…“
„Der Schlepp gestern mit der Ĉmelák hatte einen großen Nachteil: Die hat mich schon in der Platzrunde rausgeworfen. Da war niemand. Die anderen wurden alle weiter weg geschleppt und kreisten entsprechend entfernter.“
offizielles Briefing: „Wenn die Schleppmaschine mit den Flächen wackelt, dann bitte sofort ausklinken. Die steigt danach direkt ab, mit oder ohne Segelflieger hinten dran, das stört den Piloten im Gegensatz zu Euch nicht.“
„Die guten Aufgaben hatten heute ein Anwenderproblem.“
„Du Uwe, wie hast Du das mit dem Endanflug heute gemacht? Wie schnell warst Du?“ – „So ungefähr 160-170 km/h, was der Navi sagt.“ – „So schnell? Das traue ich mich nicht. Ich vertraue dem Navi nicht ganz.“ – „Ich schon. Ich kenne den Flieger noch nicht so gut.“
Clubklasse-Pilot: „Meine neue Lebensaufgabe: Wölbklappenflieger wieder aus der Clubklasse verbannen. Die haben mich heute nur geärgert mit ihrer Performence.“ – Standard-Klasse-Pilot: „Tröste Dich, mich hat heute die einzige DG300 in unserer Klasse einfach stehengelassen…“
FotoshootingWasser – heute wichtig, sowohl im Tank, als auch im CockpitAnflüge mit Seil… …immer wieder interessantThermik!Schlepppilot beim Nachmittagsschläfchen unter seiner „Hummel“